Problemstellung
Die VRM (ehemals Verlagsgruppe Rhein-Main) ist ein regionales Medienunternehmen für das Rhein-Main-Gebiet und Mittelhessen mit Sitz in Mainz. Mit ihren zahlreichen Tageszeitungen (z.B. “Allgemeine Zeitung”, “Wiesbadener Kurier”) erreicht die VRM täglich eine Million Leserinnen und Leser. Allerdings leidet die VRM, wie viele andere Printmedien, unter einem stetigen Rückgang der Auflage (15% Rückgang zwischen 2015 und 2019). Insbesondere bei der digital-affinen Leserschaft der unter 30-jährigen ist die erzielte Reichweite von 17% noch ausbaufähig. Daraus ergibt sich die Fragestellung der Challenge: Was erwarten die Menschen von einem regionalen Medienhaus wie der VRM im Jahr 2020? Und mit welchen Produkten, Themen, Kanälen, Zielgruppen-Ansprachen und Frequenzen kann die VRM junge LeserInnen für sich begeistern?
Lösung
Die Challenge wurde durch die TeilnehmerInnen entlang von drei Dimensionen gegliedert und bearbeitet: 1) Welchen Inhalt sollte ein regionales Medienhaus liefern?, 2) Über welche Kanäle sollte man diese Inhalte verbreiten, um junge LeserInnen zu erreichen? 3), Mit welchem Preis- bzw. Vertragsmodell erleichtern man jungen Lesern und Leserinnen den Einstieg?
In der inhaltlichen Dimension fand die Gruppe, dass sich die VRM-Publikationen auf ihre Stärke, die regionale Verwurzelung, konzentrieren sollten. Für überregionale oder gar internationale Themen sei es jungen Menschen über das Internet möglich, jederzeit aus vielen anderen Quellen die Nachrichten zu beziehen. Für regionale Themen, für junge Leute angereichert durch Event-Kalender und Ankündigungen sozialer Ereignisse, müssten sich die Regionalzeitungen als zuverlässige Quelle differenzieren. Bei den Kanälen fanden die TeilnehmerInnen, dass sich die VRM auf weniger, dafür aber etwas zielgruppengerechter gepflegte Social-Media-Kanäle konzentrieren sollte. Zudem sei es möglich, auch Inhalte über kurzformatige Kanäle wie Twitter und Instagram zu transportieren, wie die Tagesschau über ihre Kanäle beweise. Bei der Preisgestaltung befand es die Gruppe als notwendig, der Zielgruppe, welche kostenlose Angebote gewohnt sei (Facebook, Google, etc.), durch sehr günstige Tarife einen Einstieg zu ermöglichen. So sei es zum Beispiel eine Möglichkeit, den Lesern und Leserinnen das Abonnement einzelner Sparten (z.B. nur Regionalpolitik, nur Sport) für einen vergünstigten Tarif anzubieten.
Impact
In einer intensiven Diskussion konnten die Challenge-TeilnehmerInnen mit dem Challenge-Partner (dem VRM-Redaktionsleiter Rheingau-Taunus) die Vorschläge diskutieren, und weitere Einblicke in die aktuellen strategischen Überlegungen der VRM erhalten. So wurde z.B. der aktuelle Trend der VRM, die einzelnen regionalen Zeitungen vermehrt unter der Dachmarke VRM zu vermarkten, von den TeilnehmerInnen eher kontraproduktiv gesehen. Auch die Strategie der VRM, früher und direkter auf eine Paywall zu setzen, wurde aus der Sicht junger LeserInnen kritisch bewertet. Zudem wurde rege über die Qualität und Zielgruppen-Nähe der verschiedenen Social-Media-Kanäle der VRM diskutiert. Um einen weiterführenden Austausch über den Ideation Slam hinaus zu ermöglichen, waren sich alle Parteien einig, über E-Mail weiter im Kontakt zu bleiben.