Die Klimakrise ist allgegenwärtig und wird auf verschiedenen Ebenen thematisiert und bekämpft. Welch wichtigen Einfluss das Klima auf unsere Gesundheit hat und welche Folgen bereits heute spürbar sind, wird seit einiger Zeit ebenfalls vermehrt diskutiert. So sorgen Hitze und Luftverschmutzung schon heute für einen Anstieg von Erkrankungen und Mortalität.
Umgekehrt ist natürlich auch das Gesundheitswesen für einen nicht unbeträchtlichen Teil der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Die NGO „Health Care without Harm“ beziffert den Anteil des Gesundheitssektors an den weltweiten Emissionen mit 4,4%, wobei es bei vielen Industrienationen sogar eher 5 bis 7 Prozent des nationalen CO2-Fußabdrucks sind.
Zuletzt kommt dem Gesundheitswesen eine hervorgehobene Stellung hinsichtlich der Aufklärung, Sensibilisierung und Beratung von Menschen zu.
All dies veranlasste uns, gemeinsam mit Health for Future nach Lösungen für Herausforderungen in diesem Bereich zu suchen.
Health for future (H4F) ist eine Initiative von Menschen aus Gesundheitsberufen und wurde von KLUG e.V. (Deutsche Allianz Klimaschutz und Gesundheit) ins Leben gerufen. Organisiert in Ortsgruppen und als Teil des „For future“-Bündnisses setzt sie sich für Klimaschutz und den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen ein und weist auf die enge Verzahnung von Klimaschutz und Gesundheit hin. Durch politisches Agendasetting, der Etablierung von „Planetary Health“ als Wahlfach in Ausbildung und Lehre und der inhaltlichen Arbeit zu Themen wie „Zero-Emission-Hospital“, klimaneutrale Praxen oder Divestment wirkt H4F auf verschiedenen Ebenen daran mit, Klima- und Gesundheitsschutz gemeinsam anzugehen.
Folgende Challenge wurde formuliert: Wie können Patient:innen während ihres Praxisaufenthalts dazu angeregt werden, sich für Klimaschutz und Gesundheit einzusetzen – also ihren gesellschaftspolitischen „Handabdruck“ zu vergrößern – und ihren eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern?
Zur Begründung führte H4F an, dass Praxen vielversprechende Orte seien, um Menschen für Klimaschutz und politisches Engagement zu begeistern. Menschen in Gesundheitsberufen erhalten in Umfragen regelmäßig das größte Vertrauen aller Berufsgruppen. Durch etwa eine Milliarde Patient:innenkontake in Praxen pro Jahr entsteht zudem ein wichtiges Forum und ein enormes Potential.
Das Team – bestehend aus Lea, Henrik, Gregor und Niklas – nahm sich dieser Challenge an und gelangte im Verlauf des Wochenendes zu einigen praktischen Lösungsvorschlägen.
Zum Thema „klimaneutrale Praxis“ gibt es bereits zahlreiche vielversprechende Ansätze und Lösungen, so dass das Team sich zunächst in einer Recherchephase damit beschäftige, an welchen Punkten man hinsichtlich dieses Themas anknüpfen könne – getreu dem Design-Thinking-Motto „Build on the idea“.
Darauf aufbauend wurden nach eingehendem Brainstorming einige Prototypen entwickelt – wie das Klimabrett oder die Klimabox. Das Klimabrett soll auf drei Ebenen – Patient:in, Praxis, Region – lebensnah darüber informieren, was in Praxis und Region für den Klimaschutz passiert sowie was Patient:innen für sich und andere unternehmen können. Die Praxis, welche selbst Schritte hin zur eignen Klimaneutralität geht, stellt dabei Vorbild und Motivator dar; die Region verdeutlicht die Verbindung zur Lebensrealität der Menschen. Anstatt abstrakt über Auswirkungen und Schäden aufzuklären, soll der klare Bezug jedes:r Einzelnen zu klimafreundlichem Verhalten aufgezeigt werden. Die Inhalte kommen dabei gleichermaßen aus der Praxis, den regionalen Gruppen von H4F sowie aus der Klimabox.
Die Klimabox soll Inhalte zur Verfügung stellen, die über das Zusammenwirken von Klima und Gesundheit aufklären. Diese können grundsätzlicher Natur sein oder aber auch spezifische Adressat:innen ansprechen, wie dies zum Beispiel in einer geriatrischen und pulmologischen Praxis sinnvoll sein kann. Die Form dieser Inhalte kann über Plakate bis hin zu Stickern reichen; diese sollen über das Klimabrett hinaus an geeigneten Punkten in der Praxis eingesetzt werden. Dies kann auch in Form von Nudging geschehen, wenn es zum Beispiel um den ressourcenschonenden Umgang mit Gütern des täglichen Gebrauchs geht. Mithilfe von QR-Codes soll dabei auf geeignete digitale Ressourcen verwiesen werden. Gleichzeitig können Materialien im Wartezimmer (Gesprächskarten, Klimaquiz, Klimaanamnese, Klimachecklisten zur Selbsteinschätzung, Flyer,…) eingesetzt werden, um die relativ zum Gesamtaufenthalt lange Verweildauer im Wartebereich für klimasensible Informationen zu nutzen.
Diese Ideen wurden am Ende eines intensiven Wochenendes präsentiert und mit dem Challengepartner diskutiert. H4F plant, sich weiter mit diesem Thema auseinanderzusetzen und Ergebnisse des Ideation Slams in zukünftige Kampagnen einfließen zu lassen.